(Amazon) Bad Hersfeld: Streiktage 2016

Kämpferische Beschäftigte von Amazon in Bad Hersfeld haben es gelernt selbst für ihre Rechte einzutreten. Sie nutzen die Strukturen der Gewerkschaft ohne einfach auszuführen – was die Organisation von ihnen erwartet – sondern sie versuchen selbst darüber zu bestimmen wie sie kämpfen, sie riefen daher gemeinsam mit der Ver.di am 20./21. Juni 2016 zum Streik auf. Die Beschäftigten hielten an ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag unter Anerkennung des Tarifvertrags Einzel- und Versandhandels Hessen fest!

Urlaub und Urlaubsgeld sind tarifliche Leistungen: Wir fordern den tariflichen Anspruch von 30 Tagen Urlaub und ein Urlaubsgeld von derzeit 1212,- Euro für alle Amazon Beschäftigten. Jeder Tag mehr an Erholungsurlaub dient der Gesundheit. Auch ein „Tapetenwechsel“ ist wichtig, um sich zu regenerieren. Amazon Beschäftigte wollen sich auch in ihrem Urlaub etwas leisten können. Begonnen hatte der Streik am Montag den 20. Juni 2016 mit Beginn der Nachtschicht und endete am Dienstag den 21. Juni 2016 mit Ende der Spätschicht.

Die Einladung: Da man in Bad Hersfeld den Blog von chefduzen und den Blog der GdA Betriebsgruppe Echnaton bereits kannte hatte man dort großes Interesse an einem Kennenlernen. Zusätzlich waren Beschäftigte von Amazon aus Berlin extra zu den Streiktagen angereist. Das war nicht einfach nur ein normaler Streik in Bad Hersfeld sondern daraus wurde eine coole Event – Veranstaltung gemacht. Auch wurden die Ver.di Mitglieder voll in das Programm mit einbezogen. Von der Gestaltung über die Themen bis hin zu den Abläufen der Event – Veranstaltung hatten die Ver.di Mitglieder volles Mitspracherecht. Für einen kurzen Augenblick hatte man sogar den Eindruck: „Hier geht es nicht um einen Streik sondern eher um eine Festveranstaltung der Stadt“. Zum Abend hin wurde die Streikveranstaltung dann mit einem ordentlichen Grillabend fortgeführt und für die Nacht wurden Mahnwachen errichtet, hierzu wurden Zelte aufgebaut. Die Zelte sollten ein Protestcamp symbolisierten in der Tradition der „Indignados (die Empörten) in Spanien oder der „Occupy Bewegung(weltweit). Als die Streikenden im letzten Jahr mit Aktivisten der „Bloccupy Bewegungzusammenarbeiteten reagierte Amazon besonders gereizt und drohte gleich damit die gesamte Niederlassung zu schließen. Für den Musikalischen Part gab die Band „Paddy goes to Holyhead“  am Dienstag dann noch ein Soli-Konzert. Die Band gab der Streikveranstaltung noch zusätzlich den richtigen Kick, um ordentlich Stimmung auf dem Gelände zu verbreiten und die Streikaktivisten bei Laune zu halten!

Gut organisiert: Während die ersten Streikteilnehmer schon sehr früh vor den Toren Amazons ihre Position eingenommen hatten organisierte die Gewerkschaft Ver.di erst mal heiße Getränke und belegte Brötchen. War es Morgens noch sehr kühl, diesig und nebelig in Bad Hersfeld knallte bereits dagegen Vormittags schon die Sonne sehr heiß, auch hierfür hatte die Ver.di mit Kaltgetränken vorgesorgt. Zum Abend hin wurde die Streikveranstaltung dann mit einem ordentlichen Grillabend fortgeführt und für die Nacht wurden Mahnwachen errichtet. Die Gewerkschaft Ver.di und ihre Mitglieder verteilten Flyer, informierten die Belegschaft in persönlichen Gesprächen und hielten diese über Mikrofon auf den laufenden, so wurden diejenigen informiert die sich nicht an den Streiks beteiligten. Auch sonst hatten die Streikaktivisten einiges im petto. So hatten diese z.B. im Vorfeld eine Beschwerde nach §84 und §85 Betriebsverfassungsgesetz vorbereitet. In dieser Beschwerde ging es um die Regelung der Pausenzeiten. Die Beschäftigten waren sofort begeistert, sodass sie die Beschwerde noch während des Streiks ausfüllten und unterschrieben. Die Gewerkschaft Ver.di überreichte die Beschwerden sowohl an den Arbeitgeber Amazon als auch an dem Betriebsrat vor Ort. Dem Betriebsrat bei Amazon in Bad Hersfeld dürfte dies allerdings bitter und sauer aufgestoßen sein, denn jede Beschwerde muss der Betriebsrat einzeln prüfen und behandeln. Und da die Beteiligung an dieser Beschwerde sehr hoch war kommt also auf den Betriebsrat ziemlich viel Arbeit zu.

Paddy goes to Holyhead: Die Band ist auf Irish-Folk Songs ausgerichtet. Durch die Gitarre, den Bass und der zusätzlichen Geigerin werden die irischen Lieder gefühlvoll in Szene gesetzt. Durch den dazugehörigen rauen Gesang schafft es die Band das Publikum mitzureißen. Hochstimmung wird garantiert! Eigentlich sollte die Band am Dienstag erst um 14:00 Uhr ihr Soli-Konzert geben trat aber wetterbedingt jedoch schon Vormittags auf. Nachdem sich die Regenwolken allerdings verzogen hatten und die Sonne herauskam gab „Paddy goes to Holyhead“ dann auch noch am Nachmittag eine weitere Vorstellung zum besten. Als die Band einige Songs mit aktuellen Themen zu Amazon und den Streik textlich abgeändert hatte wurde die Stimmung unter den Streikenden erst recht angeheizt.

Vergleich: Vergleichen wir nun mal die Gewerkschaft Ver.di in Bremen und die in Bad Hersfeld miteinander, kommen wir sehr schnell zu der Erkenntnis das die Ver.di in Bremen rein gar nichts auf die Reihe bekommt. Tarifvertrag versaut, Ver.di Mitglieder und die Beschäftigten in Stich gelassen und Präsenz zeigt die Ver.di bei der DHL Home Delivery im LC Bremen auch nicht. Bei Amazon sieht das dagegen anders aus. Amazon ist als US Konzern absolut gewerkschaftsfeindlich. Die versuchen ihr Unternehmen gewerkschaftsfrei zu halten. Als die ersten Aktivitäten und Streiks begannen bekam Verdi erst einen Fuß in die Tür. Während die Beschäftigten bei der DHL Home Delivery (im LC Bremen) darauf warten das die Gewerkschaft etwas für sie tut, was sie allerdings nicht macht, kämpfen die Beschäftigten in Bad Hersfeld zusammen mit der Gewerkschaft Ver.di für ihre Rechte. Auch die Ver.di Mitglieder an sich sind in Bad Hersfeld viel besser auf die Ereignisse eingestellt als die bei der DHL Home Delivery im LC Bremen. Während die Ver.di und die Ver.di Mitglieder selbst in Bremen keinerlei gemeinsame Interessen teilen ist das bei Amazon in Bad Hersfeld eindeutig anders. Hier wird den Beschäftigten nicht nur der gemeinsame Zusammenhalt gezeigt sondern hier lebt man diesen! Mit tollen Aktionen gegen den Amazon – Riesen und mit vollem Einsatz für die Beschäftigten versucht die Gewerkschaft Ver.di und die Streikaktivisten in Bad Hersfeld alles mögliche, um einen gerechten Tarifvertrag und faire Arbeitsbedingungen für die Belegschaft zu erzielen!

Besten Dank: An dieser Stelle möchten chefduzen.de und wir von der GdA Betriebsgruppe Echnaton uns für euer Interesse uns kennenzulernen bedanken. Ihr habt gezeigt, vor allem uns in Bremen, wie viel Potential die Gewerkschaft Ver.di und ihre Mitglieder aus der Streikveranstaltung herausgeholt haben. Durch die 500 Streikteilnehmer bekam euer Streik – Event sogar noch einen zusätzlichen starken und unterstützenden Effekt. Auch euer gemeinsamer Zusammenhalt war für uns völlig neu. Ihr als Aktivisten geht einen sehr eigenen Weg und der Amazon Streik unterscheidet sich damit wesentlich von anderen Arbeitskämpfen in Deutschland. Positiv überraschend war auch das die Ver.di diese Aktivitäten von der Basis her unterstützt hat. Euer ehrlicher Einsatz für die Beschäftigten bei Amazon in Bad Hersfeld ist somit beispiellos. /chefduzen.de – Schöner streiken bei Amazon

Fotostrecke: Während der zwei Streiktage in Bad Hersfeld bei Amazon wurden viele Fotos gemacht, um die Streikveranstaltung auf unserem Blog auch bildlich hervorzuheben, hier ein Paar Eindrücke!

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(C) GdA Betriebsgruppe Echnaton 2016 / gdabetriebsgruppe.netzwerkit.de

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