BvDR – Bossing am Arbeitsplatz

Berufsverband der Rechtsjournalisten e.V.

Vom Chef gemobbt – Bossing am Arbeitsplatz: Mobbing ist für alle Betroffenen ein ernsthaftes Problem, welches sowohl psychische als auch körperliche Folgen haben kann. Doch nicht nur auf dem Schulhof findet Mobbing statt. Oft werden sogar Erwachsene an ihrem Arbeitsplatz gemobbt, nicht selten vom eigenen Chef. Diese Art von Mobbing wird Bossing genannt. Was Betroffene tun können und welche Auswirkungen Bossing haben kann, klärt der folgende Text. / Von Isabel Frankenberg

Die Arbeitswelt bietet Platz für viele verschiedene Konflikte, das ist nicht unbekannt. Oft lassen sich diese Auseinandersetzungen jedoch friedlich und erwachsen klären. Komplizierter wird es jedoch, wenn es zur Belästigung oder üblen Nachrede am Arbeitsplatz kommt, kurz Mobbing. Unter Mobbing am Arbeitsplatz versteht man grundsätzlich eine konfliktbelastete Situation, welche jedoch nicht nur zwischen Kollegen sondern auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen auftreten kann. Kommt es zu einem solchen Mobbing von oben, wird das Bossing genannt. Beim Bossing geht das Mobbing von Chef oder der Personalabteilung aus und dient meist dem Zweck, einen bestimmten Mitarbeiter zur Kündigung zu treiben. Das ist häufig der Fall, wenn es sich um einen Arbeitnehmer handelt, welcher einen bestimmten Kündigungsschutz genießt.

Für das Bossing gibt es viele verschiedene Anzeichen. Meist kommen die Attacken des Chefs sehr spontan und ohne nachvollziehbaren Grund. Zwar machen die Angestellten ihren Job gut, dennoch erhalten sie vom Chef verletzende Bemerkungen vor anderen Kollegen. Da es sich beim Schädiger um einen Vorgesetzten handelt, hat das Bossing meist noch schlimmere Auswirkungen auf das Opfer. Nicht selten teilt ein Vorgesetzter einem Arbeitnehmer Aufgaben zu, die nicht zu dessen Arbeitsbereich gehören oder kaum zu bewältigen sind. Dadurch soll der Betroffene erniedrigt werden. Weiterhin werden die Opfer von Bossing bis ins kleinste Detail vom Arbeitgeber kontrolliert. Die Kritik ist unsachlich und wird meist vor anderen Mitarbeitern ausgetragen. Grundsätzlich kann der Arbeitnehmer seine Arbeit so gut und sorgfältig ausführen, wie es nur geht, der Chef lässt sich nicht zufrieden stellen. Häufig werden dem Opfer jegliche Privilegien im Unternehmen entzogen.

Die Gründe für Bossing sind sehr unterschiedlich. Oft fühlen sich die Arbeitgeber dem Arbeitnehmer fachlich und/oder persönlich unterlegen. Dadurch entsteht häufig Neid gegenüber dem Betroffenen, so dass der Arbeitgeber eine übertriebene Strenge und Härte an den Tag legt. Die Auswirkungen sind hoch und ähnlich wie beim Mobbing. Oft wird das Opfer psychisch geschädigt, leidet unter Depressionen, Minderwertigkeitskomplexen, Angstzuständen oder sogar Verfolgungswahn. Doch auch körperliche Beeinträchtigungen können aus den psychischen Erkrankungen hervorgehen.

Dazu zählen beispielsweise Schwierigkeiten beim Atmen, Essstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie Kreislaufprobleme oder Magengeschwüre. Maßnahmen gegen Bossing zu finden ist nicht leicht, denn oft ist der Täter auch der Ansprechpartner für das Opfer. Daher sollten vor allem Kollegen auf das Bossing aufmerksam werden und Maßnahmen dagegen einleiten. Hierzu zählt beispielsweise das Sammeln von verschiedenen Beweisen, wie Zeugenaussagen, Fotos oder der E-Mail-Verkehr zwischen Täter und Opfer. Grundsätzlich sollte zunächst aber erst einmal das Gespräch zum Arbeitgeber gesucht werden. Das kann gemeinsam mit weiteren Kollegen stattfinden. Stößt das Gespräch nicht auf Einsicht beim Täter, sollte der nächste Schritt zum Betriebsrat führen. Dieser kann eventuell weitere Maßnahmen einleiten. Folgende Möglichkeiten bieten sich an:

  • Versetzung von Bossing-Opfer oder Bossing-Täter

  • Abmahnung gegen den Bossing-Täter mit Aussicht auf Kündigung

  • Berufliche Neuorientierung des Opfers

Weitere Informationen zum Thema „Mobbing und Bossing am Arbeitsplatz“ finden Sie hier. Zudem bietet das kostenlose Ratgeberportal www.arbeitsschutzgesetz.org viele weitere Ratgeber, eBooks und Informationen zu verschiedenen Themen, wie Jugendarbeitsschutzgesetz, Arbeitsschutzverordnung sowie Berufskrankheiten und viele weitere Themen.

(C) BvdR. e.V. 2017 / Alle Rechte vorbehalten!