Proteste & Aktionen
20 Jahre iGZ – Kein Grund zu Feiern: Leiharbeit wurde unter dem Vorwand eingeführt, bei Produktionsspitzen ausnahmsweise Arbeitskräfte ausleihen zu können. Diese Ausnahme ist zur Regel geworden. Noch nie gab es so viel Leiharbeit wie heute. Nach einer Anstellung von 9 Monaten in einem Unternehmen steht einem Leiharbeiter der gleiche Lohn wie einem Stammbeschäftigten zu. Es wurde nicht nur für Ausnahmeregelungen gesorgt, in der Praxis werden die Leiharbeiter oft vor Ablauf der 9 Monate entlassen. Für viele heißt es: „Einmal Leiharbeiter, immer Leiharbeiter!“. Selbst mit gleicher Bezahlung bleiben Leiharbeiter Beschäftigte zweiter Klasse. Leiharbeiter sind flexible Manövriermasse der Wirtschaft. Das Leben ist für den Betroffenen schwer planbar. Leiharbeit bedeutet eine Spaltung der Belegschaften.
Die Interessen der Arbeiter sind denen des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) entgegengesetzt! Stammarbeiter sind ebenso gegen eine Spaltung der Belegschaften, wie die Leiharbeiter. Niemand soll unter prekären Bedingungen beschäftigt sein!
Ein Unternehmer hat direkt mit einem Arbeiter einen Arbeitsvertrag zu schließen, wenn er dessen Arbeitskraft braucht. Zwischenhändler für Arbeitskraft bezeichnen wir als Sklavenhändler. Menschen verleiht man nicht!
Den Betroffenen ist nicht zum Feiern zumute, wenn der Bundesverband der Sklavenhändler sich zum 20. Geburtstag des Verbandes in der Halle Münsterland im Messe- und Congresscentrum Münster trifft.
Wir wollen diese entwürdigende Form der Arbeit beendet sehen und fordern ein sofortiges Verbot der Arbeitnehmerüberlassung. Leiharbeit kann man nicht „fair gestalten“, sie muß weg!
Der Protest gegen Leiharbeit
am 17.5. in Münster 13°°-15°° vor dem Messe- und Congress Centrum, Halle Münsterland, wurde von Betroffenen organisiert. Schließt euch der Protestaktion an!
Die Aktion wird unterstützt von:
IGL (Interessengemeinschaft der Leiharbeiter)
chefduzen.de (Forum der Ausgebeuteten)
FAU Münsterland (Basisgewerkschaft)
LEIHKEULE (Leiharbeiter Kollegenzeitung)
Amazonaktivist*innen aus Bad Hersfeld, Brieselang und Poznan berichten Live.
Veranstaltung: Samstag 10.3.2018
Laden der Stadtteilgewerkschaft „Solidarisch in Gröpelingen“
Liegnitzstr. 12 , 28237 Bremen Gröpelingen
Beginn zwischen 18:00 Uhr und 19:00 Uhr
Arbeiter*innen im Kampf gegen Amazon: Bei Amazon hat sich die wohl eigenwilligste Streikbewegung der letzten Jahre entwickelt. Hier geht es nicht darum, Angriffe auf die Arbeitsbedingungen zurückzuschlagen oder Arbeitsplätze gegen eine drohende Massenentlassung zu verteidigen. Bei Amazon wollen die Arbeiter*innen mehr. Sie wollen ein größeres Stück vom Kuchen, sie wollen den krankmachenden Arbeitsdruck abschaffen, kämpfen um ihre Würde und wollen Zugeständnisse nicht als Almosen sondern in Form eines Tarifvertrags. Sie haben sich einen besonderen Gegner ausgesucht. Amazon Chef Jeff Bezos ist der reichste Mensch der Welt und zur Unternehmensstrategie des US Konzerns gehört es, das Unternehmen gewerkschaftsfrei zu halten. Die Auseinandersetzung ging aus von einer sehr überschaubaren Gruppe von Amazonbeschäftigten, die sich von dieser Situation herausgefordert fühlten und sich daran machten, Kolleg*innen für einen Kampf gegen Goliath zu gewinnen. Sie nutzten dazu die Strukturen und Möglichkeiten der Gewerkschaft Verdi und auch das deutsche Streikrecht, das Streiks nur in einer Tarifauseinandersetzung zuläßt. Doch indem der kämpferische Teil der Amazonbeschäftigten den Abschluss eines Tarifvertrags fordert, den der Konzern beharrlich verweigert, befindet man sich in der komfortablen Situation, seit Mai 2013 in einer Tarifauseinandersetzung zu sein und jederzeit streiken zu können.
Die Streikbewegung versteht sich als Basisinitiative. Sie geht von den Beschäftigten aus. Aktivist*innen reisten zu anderen Standorten, um dort neue Mitstreiter*innen für den Kampf zu gewinnen. Mit jeder Arbeitsniederlegung wächst die Zahl der Teilnehmer*innen.
Im polnischen Poznan wollten Amazonbeschäftigte mehr von den Arbeitskämpfen ihrer Kolleg*innen in Deutschland erfahren und suchten den direkten Kontakt. Sie gründeten die Basisgewerkschaft IP (Arbeiterinitiative) und diese neue Gewerkschaft hatte für die Kolleg*innen eine so große Attraktivität, daß sich in ihr mehr Amazonarbeiter*innen organisierten, als in der Solidarnosc. Neuerdings haben sich in dieser Gewerkschaft auch VW Arbeiter*innen organisiert, die von der Solidarnosc enttäuscht sind. Die IP hat darüber hinaus Beschäftigte anderer Branchen organisiert und engagiert sich auch in der Stadtteilarbeit. Es gibt einen regelmäßigen Austausch zwischen den polnischen und deutschen Aktivist*innen, doch gegen den global operierenden Konzern hat man Kolleg*innenkontakte in weitere Länder aufgebaut mit dem Ziel, auch grenzüberschreitend zu kämpfen.
Amazon gehört zu den Großen beim Sammeln von Daten. Dies gilt nicht nur beim Ausloten von Märkten und Kund*innen, es geht auch in Richtung einer totalen digitalen Kontrolle der Beschäftigten. Der Konzern nimmt die Auseinandersetzungen mit den Arbeiter*innen ernst, hat gewaltige Summen zurückgelegt für mögliche Ausfälle bei Streiks und reagiert mit Repression. Wegen einer angeblichen Blockade wird gegen die Gewerkschaft gerichtlich vorgegangen und versucht kämpferische Arbeiter*innen aus dem Betrieb zu entfernen…
Unsere Reise nach Emden, oder wie wir Ostfriesland aufmischten!
Es kommt die Zeit, da will die Säge sägen!
Emden, 16. Februar 2018: Mehrere Aktivisten hatten sich am Freitagmittag vor dem Emder VW-Werk versammelt. Sie demonstrierten für bessere Arbeitsbedingungen und forderten unter anderem mehr Rechte für Leiharbeiter, die Übernahme aller VW-Leiharbeiter in die Stammbelegschaft und bekundeten ihre Solidarität mit dem in China inhaftierten Leiharbeiter-Führer Fu Tianbo vom chinesischen VW-Jointventure FAW-Volkswagen-Werk. Obwohl die Aktivisten den Protest bei der Stadt Emden frühzeitig angemeldet hatten, wies diese den Protestlern nur einen Platz weit ab vom Schuß zu. Nach einer telefonischen Beschwerde wurde ihnen gesagt, dass sei das näheste was man ihnen anbieten könne, alles in größerer Nähe gehöre nicht mehr der Gemeinde, sondern dem VW Konzern. Die Aktivisten beschlossen sich auf eigene Faust auf Feindesland zu begeben und robbten an die Produktionshallen heran. Zum Schichtwechsel ging es ans Werkstor. Dort wurden Flugblätter verteilt. Es war das erste Mal, daß ein Protest vor dem Werk Emden stattfand, der nicht von der IGM organisiert worden war. Die Betriebsräte nahmen die übriggebliebenen Flugblätter, um sie an die Kollegen im Werk zu verteilen. Ein Vertreter der Sklavenhändlerbranche fand Leiharbeit natürlich „super“. Daran hätte er nichts auszusetzen. Nur im fernen China, da würd man es ein wenig übertreiben. Leute, die aufmucken gleich in den Knast zu werfen, das müsse ja nicht sein. / Siehe auch: Demo in Emden und Proteste in Emden gegen die Arbeitsbedingungen bei Volkswagen
Kundgebung und Solidarität der LEIHKEULE
Die Aktivisten der Leihkeule bekundeten am Donnerstag den 16.11.2017 in der Innenstadt von Wolfsburg ihre Solidarität! Sie forderten mit Bannern und Flugblättern die Freilassung der festgenommenen Leiharbeitnehmer sowie die Anpassung der Bezahlung der Leiharbeitnehmer im Werk Changchun. Die Protestaktion erregte genügend Aufmerksamkeit bei der Lokalpresse in Wolfsburg, sodass diese einen Artikel in der Zeitung veröffentlichte. Den Aktivisten erschien dies wie ein kleines Wunder, da ihnen gesagt wurde, im Wolfsburger Raum sei es nur schwer möglich einen VW-kritischen Bericht zu veröffentlichen. Nachdem der Protest in der Innenstadt von Wolfsburg beendet war machten die Aktivisten anschließend noch eine kleine Kundgebung vor dem Gebäude der IGM Wolfsburg.
Solidaritätserklärung der Redaktion der LEIHKEULE
Wir verfolgen das Geschehen bei VW mit großem Interesse und wir gratulieren zu eurem mutigen Schritt, den Kampf aufzunehmen und selbst euer Recht einzufordern. Leiharbeiter leisten die gleiche Arbeit wie die Stammbeschäftigten, doch sie werden in vielerlei Beziehung benachteiligt. Nicht nur finanzielle Nachteile, auch das Herumgeschobenwerden zu verschiedenen Einsatzorten und die fehlende Jobsicherheit, bedeuten eine große Beeinträchtigung im Leben.
VW ist berüchtigt für den zynischen Umgang mit seinen Beschäftigten. Gerade ist das Ergebnis der Studie veröffentlicht worden, in der die Verstrickungen des Konzerns in die Verbrechen der Militärdiktatur in Brasilien untersucht wurde. Der VW-Werkschutz hat mit Brasiliens Politischer Polizei zusammengearbeitet und ist gegen aufmüpfige Arbeiter vorgegangen. Es scheint, dass die Ermittlungen gegen den Konzern und die öffentliche Kritik, keine Auswirkung auf die Unternehmenspolitik von VW haben.
Profite stehen über Menschenrechten, auch heute!
Im chinesischen Changchun wird im FAW-VW Werk das Arbeitsrecht gebrochen, indem man 3000 Leiharbeiter seit über 10 Jahren mit der Hälfte des Lohnes der Stammbelegschaft abspeist. Dies widerspricht nicht nur den Chinesischen Arbeitsgesetzen, sondern auch der Charta der Leiharbeit, die von Konzern und Gesamtbetriebsrat unterzeichnet worden ist.
Ähnlich wie in Brasilien arbeitet VW mit den Behörden des autoritären Landes zusammen. Die Sprecher der Leiharbeiter wurden auf ihrem Weg ins Personalbüro, wo sie ihre Forderungen vortragen wollten, festgesetzt und in den Räumlichkeiten des Werkes festgehalten bis sie in Polizeigewahrsam kamen. Nach 8 Monaten ist der gewählte Sprecher der Leiharbeiter, Fu Tianbo noch immer in Haft. Die Vorsitzende des Europäischen Betriebsrats Frank Patta und der Konzernbetriebsrat Bernd Osterloh antworteten auf einen Brief der Kollegen in China und erklärten, sie wüssten nichts von solchen Vorgängen und sie fühlten sich nicht zuständig. Als die deutsche Presse nachhakte, ließ der Betriebsrat erklären, man hätte in Geheimverhandlungen die Probleme in dem Werk Changchun weitgehend geklärt. Wir haben direkte Kontakte zu den Leiharbeitern dort und sie versicherten uns, dies entspreche nicht der Wahrheit. Die Situation der Leiharbeiter in Changchun sei nun noch schwieriger als zuvor. Sie sehen sich von dem Betriebsrat in Deutschland in Stich gelassen, sind aber nicht bereit aufzugeben. Sie setzen auf ihre eigene Kraft und die Solidarität unter Arbeitern. Sie zeigen auch großes Interesse an den Auseinandersetzungen der Leiharbeiter bei VW in Deutschland.
Wir bemühen uns um einen grenzüberschreitenden Austausch über das Geschehen. Wir schicken euch zu eurem berechtigten Protest solidarische Grüße und werden dazu beitragen, dass euer Protest gehört wird!
Wir unterstützen eure Forderung nach der Rücknahme der Kündigung der 200 Kollegen!
Wir fordern faire Behandlung der Arbeiter und die Einhaltung des Arbeitsrechts in allen VW-Werken weltweit!
Wir fordern die Abschaffung der Leiharbeit!
Der Konflikt in China zeigt, dass die Lage der Leiharbeiter und „Kontraktarbeiter“ dort strukturell absolut vergleichbar ist mit der Lage der Leiharbeitnehmer und Werkvertragsbeschäftigten in Deutschland. Allerdings: Die Rechtslage in China ist – absurd genug ! – noch eindeutiger als in Deutschland. Umso unverständlicher ist es aber, dass sich offenbar bis heute weder der „Weltbetriebsrat“ noch der Konzernbetriebsrat in Wolfsburg oder die IG Metall der Sache angenommen haben.
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