Ein Lehrstück für die Geschichtsbücher

Der Um- und Neubau des Logistikcenters auf dem und um das ehemalige Gelände der DHL Home Delivery in Bremen. Stand: 8. Juli 2018/ Foto: (C) Echnaton, Juli 2018

Die gesichtslosen Klötze in der Logistikbranche schießen wie Pilze aus dem Boden. Entlang der Autobahnen und in den Gewerbegebieten entstehen immer mehr Brutstätten der Logistiker. Ihr Ziel liegt alleine darin, ihre Beschäftigten gnadenlos auszubeuten. Durch Lohndrückerei und immer schlechter werdende Arbeitsbedingungen wollen die Unternehmen so ihre Gewinne enorm steigern. Vor allem fallen hierbei Unternehmen wie Amazon oder die Post/DHL besonders unangenehm auf. Als börsendotierte Konzerne operieren sie weltweit und fahren einen radikalen Sparkurs bei den Personalkosten. Diese Konzerne greifen absichtlich zu den miesesten Tricks, nur um die erkämpften Löhne zu drücken und oder ihre eigene Belegschaft loszuwerden.

Erinnerungen an die ehemalige DHL Home Delivery Belegschaft: Es ist ein beispielloses Lehrstück für die Geschichtsbücher und ein skrupelloses vorgehen an die ehemalige DHL Home Delivery Belegschaft in Bremen. Beschäftigte die sich über die Verdi gewerkschaftlich organisiert und ihr vertraut hatten, wurden bitter von dieser verraten und verkauft. Wenn die Gewerkschaft Verdi nicht mit dem Management der DHL in sozialpartnerschaftlichen Verhältnissen zusammengearbeitet hätte, wäre der Verlauf für die Beschäftigten wahrlich anders verlaufen. Die Gewerkschaft Verdi und Thomas Warner haben alles nötige darangesetzt, um den Management tatkräftig unter die Arme zu greifen. Dank der Gewerkschaft Verdi konnte so die DHL ihre zu teuer gewordene Belegschaft geräuschlos und ohne Widerstand entsorgen.

Rückblick: Die ehemalige DHL Home Delivery wurde von vornherein als Billigheimer gegründet. Obwohl die Beschäftigten ohnehin schon im Niedriglohnsektor eingestuft waren, war dem Konzern dies scheinbar nicht billig genug. Gerade in Bremen lag der Anteil bei den Langzeitmitarbeitern sehr hoch. Diese hatten durch ihre z.T. hohe Betriebszugehörigkeit besondere Konditionen, die die Geschäftsführung über den Betriebsrat erheblich einschränken wollte, was dieser auch bedingt zugelassen hatte. Obwohl Amazon mit der DHL weiterhin zusammenarbeiten wollte, ging schließlich der Impuls die DHL Home Delivery an die Wand zu fahren ganz klar vom Management der DHL selbst aus. Dieses hatte die Verträge mit Amazon bereits gekündigt. Es war die Gelegenheit für den Konzern, die eigene Belegschaft loszuwerden. Eine besondere Erwähnung verdient die Rolle der Gewerkschaft Verdi in diesem Vorgang. Diese war aktiv daran beteiligt, den Standort in Bremen dichtzumachen und die Abwicklung geräuschlos ohne Widerstand der Belegschaft zu organisieren. Verdi bewilligte sogar noch die Aufstockung der Belegschaft, um eine Anzahl von Leiharbeitern die etwa der Stammbelegschaft entsprach, und verschwieg zugleich die Pläne des Managements den Laden zu schließen. Den Rest der Geschichte mag man nicht glauben, wenn man es nicht selbst erlebt hat! Als Verdi in das Gewerkschaftshaus einlud, erwarteten die Kollegen, dass Verdi sie nun aufklärt über ihre Situation und Möglichkeiten gegen die Entscheidung des Konzerns zu kämpfen. Schließlich war die Belegschaft nahezu vollständig bei Verdi organisiert. Doch der zuständige Sekretär Thomas Warner trat wie ein Manager des Unternehmens auf und machte keinerlei Anstalten sich den Interessen der Gewerkschaftsmitglieder zu widmen. Stadtessen verteilte er ein Musterschreiben, damit sich die Kollegen selbst wieder bei der DHL bewerben konnten, die einen gerade erst gefeuert hatte. Verdi hielt es zudem auch nicht für nötig, auch nur ein Feigenblatt eines gewerkschaftlichen Protests zu organisieren. Eigentlich hätte man es wissen können, denn in all den vorangegangenen Jahren war Verdi, außer bei den institutionalisierten Tarifverhandlungen, nie für Belange der Beschäftigten da. Vom Warten auf einen Kampf ging es nahtlos über in Resignation. Ein Flugblatt, dass zu einem unabhängigen Treffen einlud  – zur Diskussion eigener Möglichkeiten sich zu wehren -, wurde von der Verdi erst zu einem Zeitpunkt verbreitet, als der Termin einer Betriebsversammlung schon fest stand, an dem verkündet werden sollte was die Gewerkschaft mit dem Management ausgehandelt hatte. Das vermittelte den Kollegen das Gefühl, das Thema sei bereits durch, denn an dem „Abschluss“ sei nicht mehr zu rütteln. Es war nicht zu spät zu kämpfen, selbst wenn es schwer gewesen wäre die Schließung des LC zu verhindern. Dennoch hätte man weitaus bessere Konditionen für den Fortgang aus dem Unternehmen erkämpfen können. Bei der Betriebsversammlung nahm man nur noch das zur Kenntnis, was Management und Gewerkschaft in puncto Transfergesellschaft und Abfindung ohnehin schon ausgehandelt hatten.

Der Betriebsratsvorsitzende: Doppeltes Pech hatte die Belegschaft zudem durch den Betriebsratsvorsitzenden. Dieser manipulierte nicht nur die Betriebsratsmitglieder, sondern half intensiv dabei die Belegschaft im Interesse von Thomas Warner ruhig zu halten. So log er das blaue vom Himmel herab. Dinge die schon alleine rechtlich richtig gewesen waren, dementierte er. Permanent erzählte er der Belegschaft, sie hätten das missverstanden und erklärte es ihnen absichtlich falsch. Der Betriebsratsvorsitzende war so von Thomas Warner und der Verdi geblendet, sodass er seine Verpflichtungen gegenüber der Belegschaft schlichtweg ausblendete. So muss man hier nicht nur dem Betriebsrat selbst eine erhebliche Mitschuld zusprechen, sonder vor allem den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden dafür abstrafen. Wenn sich selbst der hauseigene Betriebsrat gegen die Belegschaft stellt, was hat diese dann überhaupt noch für eine Chance sich gegen diesen ganzen Irrsinn zur wehr zu setzen?

In Erfüllung seiner Aufgaben

Thomas Warner hat als Verdi-Vertreter erfolgreich dafür gesorgt, den Deckel auf Proteste und Widerstand zu halten und damit die DHL Home Delivery widerstandslos und sehr lautlos abzuwickeln. Das hat ihn für den Posten des Verdi Landesfachbereichsleiter Postdienste, Spedition und Logistik für Niedersachsen und Bremen qualifiziert. Gratulationen nimmt Thomas Warner gerne unter 0421-3301150 entgegen.

Und das Schmierentheater ging weiter: Während die Abwicklung der DHL Home Delivery in Bremen also bereits im vollem Gange war, behauptete das Management wärendessen vor dem Arbeitsgericht, es gäbe keine Möglichkeit die Beschäftigten in Bremen oder in der Umgebung weiter zubeschäftigten, obwohl allgemein bekannt war das die Paketcentren in Bremen Personal suchten. Auch hier spielte die Gewerkschaft Verdi und vor allem Thomas Warner eine gewichtige Rolle. Während die Verdi also die besorgte Gewerkschaft in der Öffentlichkeit spielte, war es Thomas Warner, der seinen Part auch weiterhin bedingungslos abspulte. Er war dafür zuständig,  die Belegschaft der DHL Home Delivery möglichst komplett von der Verdi vor dem Arbeitsgericht vertreten zu lassen. So beeinflusste und manipulierte er die Belegschaft massiv weiter, sodass sich schließlich über 90% durch die Verdi vertreten ließen. Diese Taktik hatte zweierlei Vorteile für das Management der DHL. Zum einen arbeitete die Verdi ja ohnehin schon mit der DHL in sozialpartnerschaftlichen Verhältnissen zusammen und zum anderen konnte sie die Belegschaft auch weiterhin negativ beeinflussen, den die Gewerkschaft hatte ja keinen Grund sich plötzlich gegen die DHL zu stellen. So konnte sich das Management der DHL frühzeitig zurücklehnen, da es genau wusste, die Abwicklung des Standortes in Bremen geht mit Hilfe der Gewerkschaft Verdi problemlos über die Bühne!

Und zu guter Letzt: Die Planungen des Managements gingen sogar schon viel weiter. Nachdem die zu teuer gewordene Belegschaft nun Geschichte war, begannen einige Monate später die Um- und Neubauten eines neuen Logistikzentrums auf dem ehemaligen Gelände – und drumherum – der DHL Home Delivery im GVZ in Bremen, aktuell laufen die Bauarbeiten noch. Das neue Logistikcenter wird vom Postkonzern/DHL betrieben und soll zum Herbst 2018 in Betrieb genommen werden, sodass dann das anstehende Weihnachtsgeschäft dort abgewickelt werden kann. Es war ein abartiges Kalkül des Managements und ein perfektes Zusammenspiel mit der Gewerkschaft Verdi, dass dazu beigetragen hat, dass die ehemalige DHL Home Delivery Belegschaft ihre Arbeitsplätze verloren haben und das im neuen Logistikzentrum kostengünstig gearbeitet werden kann. Bis auf wenige Ausnahmen werden nur Leiharbeitnehmer dort eingesetzt werden. Das dies so kommen würde wusste schon der ehemalige Betriebsrat der DHL Home Delivery. Dieser hatte es der Belegschaft unter vorgehaltener Hand kurz vor der Schließung des Standortes – Ende Februar 2017 – so mitgeteilt.

Hier findest Du aktuelle Fotos vom neuen Logistikcenter 
Der Um- und Neubau des Logistikcenters auf dem und um das ehemalige Gelände der DHL Home Delivery in Bremen. 
Stand: 8. Juli 2018 / Fotos: (C) Echnaton, Juli 2018
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