Weltwirtschaftskrise

Eines haben alle Weltwirtschaftskrisen gemeinsam, sie verursachen extreme Arbeitslosigkeit, Hunger und Elend in der Bevölkerung. Das war schon in den 1920 – 1930 Jahren – oder früherer Epochen – genauso der Fall wie in der modernen Zeit der 2000 Jahre. Auslöser einer nationalen oder internationalen Wirtschaftskrise sind fast immer die Banken, sie haben sie nicht nur ausgelöst sondern waren ihre Folge.

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Weltwirtschaftskrise 1920 – 1930

Die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er und im Verlauf der 1930er Jahre begann mit dem New Yorker Börsencrash im Oktober 1929. Zu den wichtigsten Merkmalen der Krise zählten ein starker Rückgang der Industrieproduktion, des Welthandels, der internationalen Finanzströme, eine Deflationsspirale, Schuldendeflation, Bankenkrisen, die Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen und massenhafte Arbeitslosigkeit, die soziales Elend und politische Krisen verursachte. Die Weltwirtschaftskrise führte weltweit zu einem starken Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung, der entsprechend den spezifischen volkswirtschaftlichen Voraussetzungen der Einzelstaaten nach Zeitpunkt und Intensität unterschiedlich einsetzte. Die Weltwirtschaftskrise dauerte in den einzelnen Ländern unterschiedlich lange und war zu Beginn des Zweiten Weltkriegs noch nicht in allen überwunden. Das nationalsozialistische Deutschland hatte die Weltwirtschaftskrise 1936 in wichtigen Punkten bewältigt und erreichte als eines der ersten Länder wieder Vollbeschäftigung. Die Entwicklung in Deutschland war jedoch auch geprägt von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit schlechten Arbeitsbedingungen sowie allgemein niedrigen Löhnen, die auf dem Niveau von 1932 eingefroren wurden. Zudem stand der Vollbeschäftigung eine massive Fehlallokation von Ressourcen und letztlich die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gegenüber, die Deutschland 1939 auslöste. In den USA gab Präsident Franklin D. Roosevelt mit den Wirtschafts- und Sozialreformen des New Deal der Nation neue Hoffnung. Anders als im Deutschen Reich und in vielen anderen Ländern konnte die Demokratie in den Vereinigten Staaten auch während der Weltwirtschaftskrise bewahrt werden. Der desolate Zustand der Wirtschaft wurde überwunden, Vollbeschäftigung wurde aber erst 1941 mit der Rüstungskonjunktur nach Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg erreicht.

Weltwirtschaftskrise ab 2007

Die Weltwirtschaftskrise ab 2007 wurde ausgelöst durch das Platzen einer Immobilienpreis-Blase (insbesondere in den USA), mit einhergehender Finanzkrise und Bankenkrise, auf die später Staatsschuldenkrisen bis zum Teil Staatskrisen wie in Griechenland folgten. Zudem kam es zu Hungerkrisen in armen Ländern. Inwiefern diese Teilkrisen miteinander zusammenhängen, ist Gegenstand von Debatten. Die Wirtschaftskrise von 2007 wird gemeinhin als schwerste Krise seit der ersten Weltwirtschaftskrise betrachtet. Über Ursachen und Lösungswege aus der Krise herrscht innerhalb von Politik und Wissenschaft ebenso wenig Klarheit wie über das Ausmaß und die Fortdauer der Krise. Von baldiger Erholung, über langjährige Stagnation, bis hin zu wiederkehrender oder sich fortsetzender Krise gibt es unterschiedlichste Sichtweisen. So wird auch von einer Multiplen Krise gesprochen.

Finanzkrise ab 2007

Die Finanzkrise ab 2007 ist eine globale Banken- und Finanzkrise als Teil der Weltwirtschaftskrise ab 2007, die im Sommer 2007 als US-Immobilienkrise (auch Subprimekrise) begann. Die Krise war unter anderem Folge eines spekulativ aufgeblähten Immobilienmarkts (Immobilienblase) in den USA. Als Beginn der Finanzkrise wird der 9. August 2007 festgemacht, denn an diesem Tag stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft an. Auch in anderen Ländern, zum Beispiel in Spanien, brachte das Platzen einer Immobilienblase Banken in Bedrängnis.

Die Krise äußerte sich weltweit zunächst in Verlusten und Insolvenzen bei Unternehmen der Finanzbranche. Ihren vorläufigen Höhepunkt hatte die Krise im Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Die Finanzkrise veranlasste mehrere Staaten, die Existenz großer Finanzdienstleister durch Kapitalerhöhungen enormer Größe durch vor allem staatliches Fremdkapital, aber auch Eigenkapital zu sichern. Einige Banken wurden verstaatlicht und später geschlossen. Die ohnehin hohe Staatsverschuldung vieler Staaten stieg krisenbedingt stark an, vor allem in den USA. Viele Kommentatoren sprachen in diesem Zusammenhang von einem Sozialismus für Reiche, da Risiken der Privatwirtschaft zu Schulden der Allgemeinheit wurden. Auch wurden die Leitzinsen niedrig gehalten bzw. noch weiter gesenkt, um eine Kreditklemme zu verhindern bzw. abzumildern. Dennoch übertrug sich die Krise in der Folge in Produktionssenkungen und Unternehmenszusammenbrüchen auf die Realwirtschaft. Viele Unternehmen, wie der Autohersteller General Motors, meldeten Konkurs an und entließen Mitarbeiter. Ab 2009 kam es zur Eurokrise, die insbesondere Griechenland mit stark angestiegener hoher staatlicher Verschuldung betraf. 2010 wurde die Europäische Finanzstabilisierungsfazilität und 2011 als Nachfolger der Europäische Stabilitätsmechanismus gegründet, um eine Staatsinsolvenz zu vermeiden.

Bankenkrise

Als Bankenkrise wird eine spezifische Unternehmenskrise bezeichnet, bei der die Stabilität und die Funktionsfähigkeit eines oder mehrerer Kreditinstitute durch Verluste derart gefährdet ist, dass mit einer Insolvenz zu rechnen ist. Dabei sind Ansteckungseffekte auf das gesamte nationale Bankensystem, auf die Finanzmärkte, die gesamte Volkswirtschaft oder auf andere Staaten möglich. Eine Bankenkrise kann isoliert ein einzelnes Institut oder als Systemkrise einen ganzen Bankensektor betreffen und kann die ökonomische, soziale oder politische Stabilität in einem Staat unterminieren. Bankenkrisen waren meist Teil einer nationalen oder internationalen Wirtschaftskrise; sie haben sie ausgelöst oder waren ihre Folge.

Bankenkrisen sind so alt wie die Banken selbst und keineswegs ein neues Phänomen. Eine der ersten Bankenkrisen war ersichtlich die – durch Spekulationsblasen in London (Südseeblase) und Paris (Mississippi-Spekulation) ausgelöste – Berner Bankenkrise von 1720. Zwischen November 1720 und Juni 1721 wurden die Berner Banken Malacrida & Cie. zusammen mit der Bank Samuel Müller & Cie. zahlungsunfähig und mussten liquidiert werden. Es folgten ausschließlich Bankenkrisen, die Teil einer nationalen oder gar internationalen Wirtschaftskrise waren wie die Wirtschaftskrise vom Mai 1837 oder die Wirtschaftskrise vom August 1857. Die Panik bei der Seamen’s Savings’ Bank in der New Yorker Wall Street am 31. Oktober 1857 offenbarte, dass die Stabilität der New Yorker Banken durch unvorhersehbare Umstände untergraben werden konnte, die weder der Sicherheitsfonds noch das Gesetz über Free Banking verhindern konnten.

Die bedeutendsten Bankenkrisen in den USA fanden 1873, 1884, 1890, 1893 und 1907 statt. Außer der Bankenkrise von 1890 waren die übrigen von erheblichen Liquiditätsengpässen geprägt, die zu Zahlungseinstellungen auch im Nichtbankensektor in den USA führten. Die Krise der Barings Bank vom November 1890 wurde durch wertlos gewordene Staatsanleihen Argentiniens ausgelöst, die die Bank erworben hatte und dadurch illiquide wurde. Sie musste deshalb durch die Bank of England gerettet werden. Die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft waren noch ein Jahrzehnt spürbar.

Von einschneidender Bedeutung war die Weltwirtschaftskrise vom Oktober 1929 und als deren Folge die Deutsche Bankenkrise vom Juni 1931. Die damals zweitgrößte deutsche Bank, die Darmstädter und Nationalbank, musste nach dem Konkurs ihres Kreditnehmers Nordwolle hohe Kreditverluste hinnehmen und ihre Schalter am 13. Juli 1931 schließen. Otto Christian Fischer schlug in der Bankenquete von 1933 erstmals vor, die vertretbare Höhe der Einzelkredite vom Eigenkapital der Bank abhängig zu machen. Sein Vorschlag mündete in einer Großkreditvorschrift des Kreditwesengesetzes vom 5. Dezember 1934.

Weitere Bankenkrisen waren die Savings-and-Loan-Krise in den USA ab März 1985, die Schwedische Bankenkrise von 1990, bei der viele Banken nur noch mit staatlicher Unterstützung überleben konnten. Auch neuere Staatskrisen waren von Bankenkrisen begleitet wie die Asienkrise ab März 1997. In der Folge kam es ab Mai 1998 zur Russlandkrise, die Argentinien-Krise begann ab Januar 1999. Die weltweite Finanzkrise ab August 2007 war der Ursprung für die Insolvenz des Bankhauses Lehman Brothers im September 2008. Die Folgen dieser Insolvenz blieben nicht auf die USA begrenzt, sondern weiteten sich zu einer globalen Finanzkrise aus, die zeitweise den Interbankenhandel weltweit beinahe zum Erliegen brachte. In der Eurozone kam es ab April 2010 zur PIIGS-Krise, von der sich die Griechenlandkrise als die tiefgreifendste herausstellte. Die PIIGS-Krise war hauptsächlich verantwortlich für die Eurokrise, die von zahlreichen Bankenrettungen begleitet war.

Der Zusammenbruch einer Bank oder eine schwere Krise einer Bank kann eine Kettenreaktion auslösen. Ein Grund ist die enge Verzahnung der Kreditinstitute untereinander durch Interbankkredite (Geldgeschäfte innerhalb der Kreditwirtschaft), die bis zu 30 % der Bilanzsumme einer Universalbank erreichen. Zudem tendieren weltweit die Kreditinstitute zu ähnlichen Portfoliostrukturen bei ihren Risikoaktiva (also vor allem Kredite und Wertpapieranlagen), so dass bei dem Eintritt eines bestimmten Ereignisses (etwa Immobilienkrise, Börsencrash, Änderungen von Zinsniveau oder Zinsstruktur) wegen der hohen Korrelation eine Vielzahl von Banken gleichzeitig betroffen sein kann. Verlieren aufgrund dieser Probleme die Anleger das Vertrauen in die Banken allgemein, so kann es zu einer allgemeinen Liquiditätskrise kommen.

Die starke Abhängigkeit moderner Volkswirtschaften vom Bankensystem hängt damit zusammen, dass der gesamte monetäre Bereich (insbesondere nationaler und internationaler Zahlungsverkehr, Kreditgewährung, Geldanlage, Börsenwesen) von Banken abgewickelt wird und Kreditinstitute deshalb einen nicht zu unterschätzenden hohen systemischen Stellenwert in der Wirtschaft einnehmen. Ist die Funktionsfähigkeit des Bankensystems eingeschränkt, kommt es zu unmittelbaren Folgen in der Volkswirtschaft.

Multiple Krise

Als multiple Krise – auch Vielfachkrise genannt – wird „eine historisch-spezifische Konstellation verschiedener sich wechselseitig beeinflussender und zusammenhängender Krisenprozesse im neoliberalen Finanzmarktkapitalismus“ verstanden. Dabei sind die einzelnen Krisenprozesse als Krisen spezifischer sozialer Verhältnisse zu interpretieren, wobei soziale Verhältnisse v. a. „relativ regelmäßige Praktiken sozialer Kollektive und Individuen“ meint. Krisen treten demnach auf, wenn Kollektive und/oder Individuen diese spezifischen Praktiken nicht mehr ausüben (können), wenn also die „Normalität“ dieser Verhältnisse gestört wird.

Der Krisenbegriff kann nicht rein objektivistisch gefasst werden, weil es immer von der subjektiven Krisenwahrnehmung abhängt, wie sich die „Praktizierenden“ gegenüber potentiellen Krisen verhalten. Krisen haben demnach immer objektive und subjektive Komponenten, beziehen sich sowohl auf die tatsächliche Nicht-Reproduzierbarkeit und die subjektive Wahrnehmung dieser. Die Überlegungen stellen eine Erweiterung der bislang diskutierten Varianten der Marxistischen Krisentheorie dar und fokussieren nicht allein auf ökonomische Zusammenhänge. Die Vielfachkrise wird vor dem Hintergrund und dem Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise ab 2007 diskutiert, wobei die ursächlichen und analysierten Prozesse schon wesentlich eher einsetzten. / Wikipedia: Weltwirtschaftskrisen