Obwohl die Politik immer wieder den boomenden Arbeitsmarkt in den Vordergrund rückt steigt gleichzeitig die Erwerbsarmut an. Von Erwerbsarmut spricht man, wenn eine Person trotz Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht ist. Als armutsgefährdet gilt eine Person, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen deutschen Einkommens verdient. So hat sich die Zahl der berufstätigen Menschen, die trotz ihrer Arbeit unter die Armutsschwelle gefallen sind, in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Also bedeutet der boomende Arbeitsmarkt nicht automatisch einen Schutz vor weniger Armut. Dies liegt mitunter an dem enormen Niedriglohnsektor, den anwachsenden Teilzeitstellen oder an anderen atypischen Beschäftigungsverhältnissen in Deutschland. Auch der enorme Druck auf Arbeitslose spielt hierbei eine erhebliche Rolle. Diese müssen laut den Hartz IV Gesetzen nahezu jegliche – von der Agentur für Arbeit angebotene Stelle – Arbeit annehmen. Arbeitslose werden so genötigt, gezwungen und erpresst Jobs mit schlechter Bezahlung anzunehmen, sodass eine Erwerbsarmut faktisch vorprogrammiert ist. Durch die Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose, den enormen Auflagen für den Leistungsbezug von Hartz IV und durch die Sanktionsmöglichkeiten der Agenturen wird das Risiko der Erwerbsarmut so noch schneller vorangetrieben. Aber auch die Arbeitgeber selbst haben an der anhaltenden Erwerbsarmut eine erhebliche Mitschuld. Vollzeitstellen wurden und werden in Massen in prekär beschäftigte Arbeitsverhältnisse umgewandelt. Durch Lohndiebstahl für zusätzlich geleisteter Überstunden die nicht vergütet werden wird das ganze noch verstärkt. Angesiedelt im Niedriglohnsektor, durch Minijobs und durch Zeitarbeit fördern Arbeitgeber so regelrecht den Anstieg der Armut. Doch vor allem ist es ihre maßlose Gier, die dazu geführt hat, warum es überhaupt erst soweit kommen konnte. Hierdurch ist das Armutsrisiko für die arbeitende Bevölkerung mehr als bedrohlich geworden. Laut dem Statistischem Bundesamt können immer weniger Erwerbstätige von ihrem Einkommen leben. Mit ihrem mageren Gehalt können sich viele Menschen eine tägliche vollwertige Mahlzeit kaum noch leisten. Ebenso sind Miete und Heizung schlichtweg zu teuer geworden. So bekommen die Tafeln täglich erheblichen Zuwachs von Personen die trotz Arbeit auf ihre Hilfe und auf Lebensmittel angewiesen sind. Die Mieten in den Innenstädten sind dermaßen in die Höhe geschnellt, sodass vielen der Verlust ihrer Wohnungen und somit eine Obdachlosigkeit droht. Durch den Umbau des Sozialstaates Anfang der 2000 Jahre und durch die enormen Veränderungen in der Wirtschaftswelt wurden viele Menschen förmlich in eine existenzielle Notlage getrieben. Die Erwerbsarmut ist hierdurch nicht nur in Deutschland zurückgekehrt, sondern hat sich mittlerweile auf ganz Europa ausgeweitet. Erhebliche Unterstützung hat die Wirtschaft in Deutschland durch die Politik erhalten, wodurch die extreme Form der Erwerbsarmut erst möglich gemacht wurde und durch die Arbeitgeber erschreckende Ausmaße angenommen hat…